Matthäuskirche Zwickau-Bockwa

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Matthäuskirche Zwickau-Bockwa

Geschichte der Kirche
Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf – zu den kirchlichen Verhältnissen von der Ersterwähnung der drei Orte (1219) bis zur Errichtung der Matthäuskirche (1852/53-1856)
bearbeitet von Norbert Oelsner
1219 werden die Dörfer Bockwa (Bucwen), Schedewitz (Schetwitz) undOberhohndorf (Hoendorf) erstmals erwähnt.
Siehe Steinführer, Henning (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Zwickau, 1. Teil, Bd.1, Peine 2014, Nr. 7.
Gemäß dieser Urkunde gehörten die drei Dörfer zur parochia in Osterwegen sive in Zwickowe, d. h. zur Parochie der im Jahre 1118 zu Ehren der Jungfrau Maria geweihten Pfarrkirche des Gaues/Territoriums Zwickau.
Siehe ebenda, Nr. 1.
Diese bei ihrer Gründung für den gesamten Gau Zwickau zuständige Pfarrkirche befand sich im Ort Osterwein (Osterwegen, Osterweih), demGaumittelpunkt. Sie ist nicht identisch mit der Zwickauer Stadtpfarrkirche St. Marien (seit 1935 mit der Bezeichnung „Dom“), sondern mit der 1894 abgebrochenen alten Moritzkirche. (Es erfolgte also ein
Patrozinienwechsel.) Die genannten, ursprünglich dem Kloster Bosau/bei Zeitz inkorporierten Zwickauer Kirchen (wie auch die Katharinenkirche und die Nikolaikirche) gelangten 1212/1219 an das zunächst in Zwickau angesiedelte Nonnenkloster, das aber bereits 1219 nach Eisenberg verlegt wurde.
Osterwein bildete den präurbanen Ausgangspunkt für den im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts einsetzenden Prozess der Stadtentstehung Zwickaus. Es verblieb außerhalb der mittelalterlichen Stadtanlage und ging später in der Zwickauer Nordvorstadt auf. Die Gründung und Herausbildung der Stadt Zwickau waren Teil eines intensiven Landesausbaus im Reichsterritorium Pleißenland unter Kaiser Friedrich Barbarossa.
Für die Entstehung der Dörfer Bockwa, Schedewitz (slawische Ortsnamen) und vielleicht auch Oberhohndorf (deutscher Ortsname) schon vor Beginn des Stadtentstehungsprozesses spricht u.a. , dass sie nach Osterwein in die Altpfarrkirche eingepfarrt waren und nicht in die weitaus näher gelegene, um 1180 errichtete Stadtpfarrkirche St. Marien - die Hauptkirche der Stadt Zwickau, die kirchenorganisatorisch aus der alten Gauparochie herausgelöst wurde.
Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf lagen zudem an der schon vor der Stadtgründung vorhandenen Fernhandelsstraße nach Böhmen, die vom Gau Zwickau aus als sogenannter Böhmischer Steig den Erzgebirgswalddurchquerte. Als Übergang über die Mulde diente eine Furt, die offensichtlich im Bereich zwischen den Dörfern Schedewitz und Bockwa zusuchen ist, wo nachweislich noch im 16./17. Jahrhundert die Fuhrwerkeohne Brücke den Fluss passierten.
Siehe Oelsner, Norbert/Wilfried Stoye/Steffi Haupt: Archäologische, historische und topografische Erkenntnisse zur Entstehung der StadtZwickau - Forschungsergebnisse aus vier Jahrzehnten. Teil 1: Die siedlungsgeschichtlichen Anfänge im Ort Osterwein, in: Cygnea. Schriftenreihe des Stadtarchivs Zwickau 16 (2018), S. 18-33 und
dieselben: Archäologische, historische und topografische Erkenntnisse zurEntstehung der Stadt Zwickau - Forschungsergebnisse aus vier Jahrzehnten. Teil 2: Die Herausbildung der Stadt Zwickau, in: Cygnea 17 (2019), S. 56-75;
siehe hier besonders auch die Karte des Gaues Zwickau mit Kennzeichnung der nach Osterwein eingepfarrten Orte und den Plan zur Stadtentwicklung Zwickaus im 12./13. Jahrhundert (Teil 1) und den Plan zur Stadtentwicklung Zwickaus im 12./13. Jahrhundert (Teil 2).
Siehe weiterhin zum Sachverhalt vor allem auch Bönhoff, Leo: Die Gauparochie Zwickau, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 32 (1919), S. 71f.
1275 mit dem Erwerb von Besitzungen in Bockwa beginnend, gelangten die grundherrlichen und gerichtsherrlichen Rechte in den drei Dörfern bis um 1325 an das Zisterzienserkloster Grünhain, das zur Verwaltung von noch weiterem, um Zwickau gelegenen Klostergut einen Wirtschaftshof in der Stadt errichtete. Von diesem „Grünhainer Hof“ sind wesentliche Baulichkeiten aus dem 13. bis 15. Jahrhundert an der heutigen Peter- Breuer-Straße erhalten.
Siehe Oelsner/Stoye/Haupt 2019, S. 71 und Kahleyß, Julia: Die Bürger Zwickaus und ihre Kirche. Kirchliche Institutionen und städtische Frömmigkeit im späten Mittelalter, Leipzig 2013, S. 119 ff.
Nach 1430, spätestens gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtete man in Bockwa eine für die drei Dörfer bestimmte Filialkirche (Kapelle), die der Zwickauer Stadtpfarrkirche St. Marien unterstand. Laut Protokoll der Kirchenvisitation von 1529 ist zu Bockaw … auch einFilial gewest hie der pfarr Zwickaw zugehorig.
Visitationsprotokoll 1529, in: Zorn, Günter (Bearb.): Akten der Kirchen und Schulvisitation in Zwickau und Umgebung 1529 bis 1556, Langenweißbach 2008, S. 9.
Am 29. Juni 1493 wird diese Bockwaer Filialkirche nach gegenwärtigem Erkenntnisstand erstmals urkundlich genannt. Richter und Schöffen zu Bockwa und Oberhohndorf bestätigten an diesem Tag den Verkauf eines dieser Kirche gehörenden Steinbruchs an den Zwickauer Rat. Zugleich erwarb der Rat noch einen weiteren Steinbruch von Krinitzens Erben. Beide Steinbrüche befanden sich auf dem Bockwaer Kohlberg.
Zwickauer Urkundenbuch IV (Typoskript), Nr. 752.
1505 erwarb der Rat der Stadt Zwickau vom Kloster Eisenberg das Nominationsrecht über die Zwickauer Kirchen, d. h. das Recht, die Kandidaten für die Pfarrstellen zu benennen.
Siehe Kahleyß 2013, S. 77-82
Am 10. August 1511 (4 Idus mensis Augusti, das ist gewest der Tag Laurenti [10. August], Ist glegt wurden der erste stein der Kirchen zu pogwa ) erfolgte u. a. gemäß den Annalen des Oswald Losan die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche in Bockwa, die auf Veranlassung des Zwickauer Rates errichtet wurde.
Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf bildeten nun einen eigenständigen Kirchensprengel. Das Protokoll der Kirchenvisitation von 1529 verzeichnet dazu ohne Jahresangabe: Bockaw… ein eigen Pfarr worden mit auch Bewilligung unsers Gnedigsten herrn [des Kurfürsten]. Die Jahreszahl 1511 war bis zum Abbruch der Kirche (1853-1856) über dem Hauptportal zu sehen. Angeblich soll die Kirche dem heiligen Nikolaus geweiht worden sein.
Siehe Fabian, Ernst (Bearb.): Die [ Osw. Losanschen] Annalen der Stadt Schwanfeld oder Zwickau von 1231-1534; in: Mitt. des Altertumsvereins für Zwickau und Umgegend Heft X (1910), Festschrift, S. 39.
Weiterhin Herzog, Emil: Chronik der Kreisstadt Zwickau, 1. Theil, Zwickau 1839, S. 144 und ebenda: 2. Theil , Zwickau 1845, S. 173; Zorn, S. 9; Sachsens Kirchen-Galerie, Bd. 8, Die Inspectionen: Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neudörfel, Dresden 1842, S. 49f;
Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Zwickau, Leipzig 1902, S. 228-240; Bönhoff 1919, S. 71f.
Der 31. Oktober 1517 gilt als Tag des Beginns der Reformationsbewegung, die in Zwickau schon bald eine breite Anhängerschaft fand. 1521 wurde in den Zwickauer Kirchen mit der schrittweisen Einführung des reformatorischen Predigtgottesdienstes begonnen.
1524 fand in der Marienkirche erstmals eine „deutsche Messe“ (Abendmahlfeier in beiderlei Gestalt) statt.
Zwickau zählt damit zu den ersten Städten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, in denen sich die reformatorische Lehre und zwar im Sinne eines „gesamtbürgerschaftlichen Willens“ (H. Bräuer) durchgesetzt hatte.
1529/1533/1544/1556 erfolgten Kirchenvisitationen. Die Protokolle enthalten u. a. wichtige Angaben zu den Einkünften der Bockwaer Kirche und zu den Pfarrern. Das Kirchenpatronat lag beim Landesherrn.
Im Widembuch von 1546 heißt es: Pfarr Bockwen Diese pfar ist unsres gnedigsten Herrn Lehen.
Siehe Zorn 2008, S. 92.
1536 wurde das Kloster Grünhain im Zuge der reformatorischen Umgestaltungen aufgehoben. Die bisherigen Klosterdörfer Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf gehörten nun zum kurfürstlichen Amt Zwickau.
Der in kurfürstlichen Besitz übergegangene Grünhainer Klosterhof wurde 1542 an die Stadt Zwickau verkauft.
Siehe Kahleyß 2013, S. S. 119-136.
Um 1600 entstand die wohl älteste Ansicht der von einer Friedhofsmauer umgebenen Kirche zu Bockwa als Teil einer großformatigen Karte der Mulde und des Mühlgrabens im Bereich von Schedewitz und Bockwa.
Siehe Stadtarchiv Zwickau , Beweisartikel Nr. 71 ( „in der schetewitzer sach“ ?).
Aus dem Jahre 1663 stammt die reizvolle zeichnerische Ansicht der Bockwaer Kirche von Jeremias Vollrath. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek/SLUB).
1752 wurde Untercainsdorf nach Bockwa eingepfarrt.
Siehe Blaschke, Karlheinz (Hrsg.): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Neuausgabe, Leipzig 2006, S.139.
1791 erfolgte die Anfertigung des Meilenblattes [Reinsdorf etc.] in dreifacher Ausführung als jeweilige Teilkarte der von 1780 bis 1806 entstandenen Meilenblätter Sachsens. Dieses große topographischen Kartenwerk der kursächsischen Landesvermessung mit nahezu vollständiger und exakter Erfassung aller Grundrissobjekte, wie Gebäude, Straßen, Wege, Gewässer, Steinbrüche, Kohleschächte usw. liegt in drei leicht unterschiedlichen Exemplaren vor.
Sie zeigen bei großer Genauigkeit im Maßstab 1:12000 auch die Ortschaften Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf mit genauer Lage der Bockwaer Kirche.
Siehe Berliner Exemplar Blatt 149/ Freiberger Exemplar Blatt 134/ Dresdner Exemplar Blatt 187 digital unter Meilenblätter von Sachsen 1:12000, SLUB/Deutsche Fotothek.
Vor 1800 entstand wohl der Plan Zwickau und seine Umgebungen. Aufgenommen zu Ende des 18. Jahrhunderts (?),
in: Herzog II 1845.
Der gegenüber den Meilenblättern weitaus ungenauere Plan umfasst auch die Dörfer Bockwa, Schedewitz und Oberhohndorf mit der ungefähren Lage der Bockwaer Kirche.
1842 erschien in Dresden
Sachsens Kirchen-Galerie, Bd. 8, Die Inspectionen: Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neudörfel
mit einer Ansicht (Lithografie) des Dorfes Bockwa und seiner Kirche.
Am 5. November 1852 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Kirchenneubau in Bockwa, den man nicht genau am bisherigen Kirchenstandort, sondern etwas näher zur Straße hin errichtete. Der Abbruch der alten spätgotischen Kirche wurde schrittweise vorgenommen. Bei der Abtragung des Kirchturms 1853 ereignete sich ein Unfall, bei dem ein Zimmermann ums Leben kam. Der Chor der alten Kirche lag östlich außerhalb des Neubaus und blieb während der Bauzeit erhalten. Bis zum 20. Oktober 1856 hielt man hier Gottesdienste ab.
Am 2. November 1856 fand die feierliche Einweihung der neogotischen Matthäuskirche in Bockwa statt.
Siehe Neue Kirchengalerie 1902, S. 231f.
Zu Baugestalt und Ausstattung der alten Kirche in Bockwa
Hierzu sind an Hand der mir bislang zugänglichen Quellen und Literatur folgende Aussagen möglich:
Soweit ersichtlich gehörte die Kirche zu einem Typus spätgotischer Anlagen, bei denen Langhaus und Chor sowohl im Äußeren ein einheitliches Ganzes von gleicher Höhe und Breite bilden, als auch im Inneren – wenngleich durch einen weiten Triumphbogen gegliedert – ein räumlich vereinheitlichtes Erscheinungsbild vermitteln. Entsprechend besaßen Langhaus und Chor nicht nur ein gemeinsames ziegelgedecktes Satteldach, sondern sie wurden wohl auch insgesamt von dem erwähnten starken Gewölbe überspannt. Auch als schönes Deckengewölbe beschrieben, zeigte es eine Bemalung mit Figuren. Vervollständigt wurde der Kirchenbau durch einen Westturm von ca. 61 Meter (91 Ellen) Höhe, dessen spitzer Helm eine Schieferdeckung aufwies.

Zur Ausstattung gehörten insbesondere eine im Langhaus aufgestellte steinerne Kanzel, eine Orgel und ein schön geschnitzter Flügelaltar. Dieser stammte von der 1529 aufgelassenen Zwickauer Nikolaikirche und enthielt fünf vergoldete Figuren, Maria mit dem Christuskind, von Heiligen [Nikolaus, Katharina, Barbara und Fabian] umgeben.
Diese Altarfiguren wurden um 1500 von Peter Breuer geschaffen und stellen Meisterwerke spätgotischer Schnitzkunst dar. Der Altar war bei Abbruch der alten Kirche an den Rittergutsbesitzer Weinhold auf Schweinsburg verkauft worden und befindet sich heute im Grassimuseum Leipzig.
Der Taufstein von 1836 fand in der neuen Matthäuskirche wieder seine Aufstellung. Das Kirchengeläut bestand aus vier Glocken. Die größte stammte wohl auchvon der alten Zwickauer Nikolaikirche. Die zweite und die dritte Glocke trugen die Jahreszahl MCCCCLXXXIV (?) bzw. 1742. Die vierte Glockewurde 1824 gestiftet.
Die Kirche, in deren Inneres man von außen her hinabsteigen musste, und der zugehörige Friedhof waren vollständig von einer Mauer umgeben. Auf dem ummauerten Kirchhofgelände befand sich
auch das Schulgebäude.

Siehe Sachsens Kirchen-Galerie 1842, S, 49f. ; Neue Kirchengalerie 1902, S. 231f. sowie die angeführten Ansichten und Karten.
Weitere oder genauere Erkenntnisse, insbesondere für den Zeitraum vom 16. bis 19. Jahrhundert, sind durch eine Auswertung einschlägiger Quellenbestände im Pfarrarchiv und im Stadtarchiv Zwickau sowie von eventuell noch vorhandenen anderen bildlichen Quellen zu erwarten.
Dresden, April 2021/ergänzt September 2021

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