Pauluskirche Zwickau-Marienthal
Von der Marienthaler Dorfkirche zur Pauluskirche
Am 19. August 1899 feierte die Gemeinde den letzten Gottesdienst in ihrer alten Dorfkirche, die im Jahre 1722 eingeweiht worden war. Einen Tag später begannen die Abrissarbeiten, um mit dem Kirchenneubau beginnen zu können. Der erste Spatenstich fand am 10. Oktober 1899 statt. Einen Namen hatte die "alte Kirche" nicht. Die neue Kirche sollte "Pauluskirche" heißen. Nach zweijähriger Bauzeit wurde sie am 14. Oktober 1901 eingeweiht. Wer den Namen für die neue Kirche festlegte und wann das geschah, konnte bisher nicht herausgefunden werden. Die etwa zur gleichen Zeit in Zwickau (bzw. in den Vororten, die später eingemeindet wurden) gebauten Kirchen erhielten die Namen der Evangelisten. Eine Kirche mit dem Namen des Völkerapostels Paulus fügte sich recht gut in die Zwickauer Kirchenlandschaft ein. Allerdings musste man sich erst daran gewöhnen, dass die Marienthaler Kirche nun einen Namen hatte. Anfangs sprach man oft nicht von der "Pauluskirche", sondern von der "neuen Marienthaler Kirche". An der Kirche gibt es viele Hinweise auf auf den Apostel Paulus. Ältere Marienthaler erinnern sich natürlich an das Glasmosaik über dem Haupteingang. Davon ist nicht mehr viel übrig. Es zeigte Paulus mit dem Buch in der rechten und dem Schwert in der linken Hand. Das Buch kennzeichnet ihn als Schriftgelehrten. Das Schwert weist auf seinen Märtyrertod hin. Wir denken dabei aber auch an das "Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes." (Eph. 6,17) Hergestellt und an der Kirche angebracht wurde das Mosaik von der "Deutschen Glasmosaik Gesellschaft Puhl & Wagner, Rixdorf". Entworfen hatte es Prof. Max Seliger. In der Rosette (Durchmesser 2,58 m) erkennt man heute nur noch die Umrisse der Paulusfigur. Eine Ursache für den Zerfall des Mosaiks ist wohl der Bombentreffer im alten Schulgebäude neben der Kirche beim Luftangriff auf Zwickau am 19. März 1945. Durch die Druckwelle wurden auch das Kirchendach, die Kirchenfenster und die Zifferblätter der Uhr schwer beschädigt. 2 Nicht nur das "Paulusmosaik" weist auf den Namensgeber unserer Kirche hin. Es gibt noch weitere Hinweise auf den Apostel Paulus. Über dem Haupteingang lesen wir, was Paulus an Timotheus, "seinen rechten Sohn im Glauben" schrieb: KÄMPFE DEN GUTEN KAMPF DES GLAUBENS (1. Tim. 6,12) Über dem Eingang, durch den man von der Paulusstraße aus die Kirche betritt, steht: NUN ABER BLEIBET GLAUBE, HOFFNUNG, LIEBE (1.Kor. 13,13) Darüber sind die Symbole für Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz) angebracht. Sie waren ursprünglich vergoldet. Natürlich wird auch in der Kirche an Paulus erinnert. Das rechte Altarfenster zeigt Paulus als Prediger auf dem Areopag in Athen mit der Inschrift aus Röm. 3,28: SO HALTEN WIR ES NUN DASS / DER MENSCH GERECHT WERDE / OHNE DES GESETZES WERKE / ALLEIN DURCH DEN GLAUBEN Am Lesepult lesen wir den bekannten Satz des Apostels Paulus (Röm. 1,16): Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht. Auch die Inschriften unserer jetzigen Glocken aus dem Jahre 1922 sind bekannte Paulus-Worte: • "Ihr seid alle Gottes Kinder" (Gal. 3,26) • "Freuet euch in dem Herrn allewege" (Phil. 4,4) • "Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn" (Phil. 1,21) • "Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark" (1. Kor. 16,13) Übrigens: Eine "Paulusstraße" gibt es erst seit der Eingemeindung Marienthals nach Zwickau im Jahre 1902. Vorher war das die "Schulstraße". Und seitdem wird auch der Platz vor der Pauluskirche "Pauluskirchplatz" genannt. Denen, die die neue Kirche in Marienthal bauten, war der Apostel Paulus wichtig. Natürlich wussten sie auch, dass er ein Mensch mit Fehlern und Schwächen war. Aber sie waren davon überzeugt: Gott kann mit solchen Menschen, also auch mit uns, etwas anfangen. Dafür steht unsere Pauluskirche. Pfarrer i.R. Jochen Zimmermann